Die Durst DuCa – schlichte Eleganz aus Südtirol
Erster Eindruck und Hintergrund
Beim ersten Kontakt mit einer Durst DuCa glaubte ich zunächst, eine Filmkamera vor mir zu haben. Damit lag ich gründlich falsch, denn es handelt sich um eine kleine, äusserst handliche Fotokamera, die von der Firma Durst in Brixen (Südtirol) gefertigt wurde. Durst ist vor allem als Hersteller von Vergrösserungsgeräten bekannt. Dass das Unternehmen in den Nachkriegsjahren auch Kameras produzierte, ist dagegen weniger geläufig.
Die Durst DuCa mit ihrem eigenwilligen Design fällt auf, denn sie ist grundsätzlich so konzipiert, dass man sie hochkant hält. Das robuste Metallgehäuse hat eine fast ovale Form mit sanft gerundeten Kanten. Neben der schwarzen Farbvariante wurde die Kamera noch in Rot, Blau und Braun angeboten (Bild bei MISTERMONDO ITALIAN CAMERAS). Die Firma Durst stellte sie 1946 im Rahmen der Fiera di Milano vor. Im Folgejahr kam die DuCa dann auf den Markt und wurde bis 1952 hergestellt.
Mit ihren kompakten Massen von 10,5 × 4 × 8 cm (H×B×T) passt die kleine DuCa problemlos in eine Jackentasche, bringt durch ihre solide Konstruktion jedoch erstaunliche 255 Gramm auf die Waage.
Technik und Bedienung
Bei der Durst DuCa sucht man vergeblich nach einer Belichtungsautomatik oder variablen Blenden. Se ist ganz auf einfache Handhabung ausgelegt. Meist ist ein Ducar-Objektiv mit fester Blende 11 verbaut, seltener eines mit Blende 8. Diese kleinen Blendenöffnungen sorgen zwar für einen grossen Tiefenschärfenbereich, schränken jedoch die Möglichkeiten zur Belichtungssteuerung deutlich ein. Verstärkt wird diese Limitierung durch die einzige feste Verschlusszeit von 1/30 Sekunde, ergänzt durch den Bulb-Modus für Langzeitbelichtungen. Zwischen diesen beiden Einstellungen wechselt man über einen kleinen Schieber zwischen Objektiv und Sucherfenster.
Das Objektiv lässt sich drehen, um zwischen zwei Entfernungsbereichen zu wählen: 1 bis 3 Meter oder 3 Meter bis unendlich. Der gewünschte Bildausschnitt wird über den einfachen, kleinen Sucher bestimmt, was gar nicht so leicht ist. Der Film wird mit dem verchromten Hebel auf der linken Kameraseite weitertransportiert, wobei gleichzeitig der Verschluss gespannt wird. In den Spannhebel ist das Filmzählwerk integriert. Eine eingebaute Doppelbelichtungssperre verhindert, dass eine Aufnahme versehentlich doppelt belichtet wird. Ein praktisches Detail in einer ansonsten sehr schlicht konstruierten Kamera. Unter dem Objektiv liegt, mit dem Zeigefinger der rechten Hand leicht erreichbar, der Auslöseknopf.
Herausforderung Film
Die Durst DuCa arbeitet mit 135er-Film in Agfa Karat- oder Rapid-Patronen. Da diese heute nicht mehr im Handel erhältlich sind, muss beim Erwerb dieser Kamera darauf geachtet werden, dass mindestens eine Leerpatrone dabei ist. Findet man noch eine zweite, so besitzt man die Grundausrüstung, mit der die DuCa wieder zum Leben erweckt werden kann. Wie heute erhältlicher Kleinbildfilm in die Agfa-Patrone kommt, beschreibt Mike O’Connell in seinem Beitrag «Karat/Rapid Cassettes» gut und verständlich. Deshalb gehe ich im Rahmen dieses Kameraportraits nicht im Detail darauf ein. Schlussendlich passen 12 Aufnahmen im Format 24×36 mm auf einen Film in einer Agfa-Patrone.
Die Kamera vorbereiten
Das Einlegen des Films in die Durst DuCa ist unkompliziert. Zuerst wird der Deckel an der rechten Seitenwand geöffnet. Dazu greift man die leicht abstehende Lasche, die in Richtung Kamerafront zeigt.
Der Vorgang unterscheidet sich jedoch vom Vorgehen bei anderen Kleinbildkameras. Zuerst zieht man ein Stück Film aus der Patrone und steckt das Filmende ein kleines Stück in die Aufnahmepatrone. Beide Patronen werden dann gleichzeitig in die Kamera eingesetzt. Die Filmpatrone kommt in die untere Kammer, die Leerpatrone in die obere. Der Filmstreifen wird dabei in den Schlitz der leicht gebogenen Filmebene geschoben. Danach kann die Rückwand geschlossen werden.
Das Zählwerk, das in den Spannhebel integriert ist, wird nun durch Drehen des nur wenig vorstehenden Zahnkranzes mit dem Daumen auf Position 0 gestellt und der Film anschliessend zur Aufnahmeposition 1 weitergespult. Nun ist die Kamera bereit für die erste Aufnahme.
Die Durst DuCa in der Praxis
Wie habe ich die Durst DuCa im praktischen Einsatz erlebt? Nun, trotz der technischen Einfachheit gibt es beim Fotografieren schon noch einige Herausforderungen, die gemeistert werden müssen. Das fängt mit dem Konfektionieren des Films und dem Einschieben in eine Agfa Karat- oder Rapid-Patrone an. Ist dieser Vorgang erfolgreich verlaufen, werden die beiden Patronen wie weiter oben beschrieben eingelegt, was keine Schwierigkeiten bereitet.
Äusserst einschränkend wirkte für mich die feste Kombination von Blende 11 und der Verschlusszeit von 1/30 Sekunde. Da werden die Weichen schon bei der Wahl des Films, der in die Patrone geschoben wurde, gestellt. Extrem unterschiedliche Lichtsituationen sind kaum zu meistern. Doch erweist sich hier die geringe Zahl von 12 Aufnahmen, die auf einen Film mit dem Agfa-Patronensystem passen, als Vorteil: Der Film ist schnell belichtet und kann dann bei Bedarf durch einen mit einer anderen Empfindlichkeit ersetzt werden
Etwas Mühe bereitete mir der kleine Sucher, doch war die Kamera ja eher für Schnappschüsse in den Ferien oder bei Familienanlässen konzipiert. Da muss der Bildausschnitt nicht bis ins Detail stimmen und gestaltet werden. Die minimalistischen Bedienelemente sind gut angeordnet und können leicht bedient werden, wenn die Kamera vertikal ausgerichtet ist. Nur das Wählen der Einstellung «0» des Zählwerks nach dem Einlegen eines Films ist nicht so leicht umzusetzen.
Die Durst DuCa ist trotz ihrer Limitierungen eine spannende Kamera, die mit ihrem eigenwilligen Design und ihrer einzigartigen Konstruktion fasziniert und überrascht. Im Alltag möchte ich sie jedoch nicht regelmässig einsetzen.