Gedruckter Filmumspuler für Karat- und Rapid-Kassetten

Etliche alte Kameras, wie etwa die Agfa Karat 3.5 oder die Penti II, sind auf spezielle Filmkassetten angewiesen. Du besitzt eine solche analoge Kamera, die mit Agfa Karat-, Rapid- oder SL-Kassetten betrieben wird? Dann kennst du vermutlich das Problem: passendes Filmmaterial ist kaum noch zu finden. Denn diese Kassetten werden seit vielen Jahren nicht mehr hergestellt.

PhotoWalks mit einer Agfa Karat

Schnellladesysteme in Ost und West

1937 führte Agfa mit der Karat-Kamera eine eigene Filmkassette für 35-mm-Film ein. Die Karat-Kassette ermöglichte 12 Aufnahmen, wobei der Film von einer Kassette direkt in eine zweite Leerkassette transportiert wurde. Ein Rückspulen war so nicht mehr nötig. Dieses System wurde bis in die 1950er-Jahre verwendet.

1964 brachte Agfa das Rapid-System auf den Markt. Es war technisch weitgehend identisch mit der Karat-Kassette, verfügte über eine zusätzliche mechanische Codierung zur Erkennung der Filmempfindlichkeit. Das System wurde von mehreren Herstellern unterstützt, konnte sich aber nicht dauerhaft gegen Kodaks Instamatic durchsetzen und wurde 1972 eingestellt.

D. Meyer, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

In der DDR entwickelte die Filmfabrik Wolfen (später ORWO) auf Basis des Karat-Systems die sogenannte SL-Kassette (Schnell-Lade-Kassette). Dabei kam ein Kunststoffgehäuse ohne Codierung zum Einsatz, ebenfalls für 35-mm-Film. Das SL-System blieb bis in die 1970er-Jahre im Ostblock verbreitet und stellte eine eigenständige Alternative zu den westlichen Schnellladesystemen dar.

Die Kassetten selber laden

Für alle, die eine Kamera für eines der oben erwähnten Kassettensysteme besitzen und wieder damit fotografieren möchten, gibt es eine praktikable Lösung: Leere Kassetten lassen sich mit herkömmlichem 35-mm-Film befüllen. Dies geschieht entweder in der Dunkelkammer oder im Wechselsack in völliger Dunkelheit.

Ein rund 60 cm langer Filmstreifen wird zugeschnitten, und die beiden Ecken am Anfang des Films leicht abgerundet, damit sich der Film besser einführen lässt. Anschliessend schiebt man ihn in die leere Kassette, bis nur noch etwa 2 cm herausschauen. Das hat bei mir im Wechselsack bislang recht gut funktioniert. Dennoch fand ich das Ablängen des Films und das saubere Bearbeiten der Enden immer etwas umständlich.

Die Lösung aus dem 3D-Drucker

Eine deutlich einfachere Lösung bietet das Agfa Rapid Cartridge Film Loading Tool, das selbst gedruckt werden kann. Damit lässt sich handelsüblicher 35-mm-Film bei Tageslicht in leere Karat- oder Rapid-Kassetten einspulen, ganz ohne Dunkelkammer oder Wechselsack. Wer keine Leerkassetten mehr besitzt, findet ebenfalls passende 3D-Druckmodelle, etwa den Agfa Rapid Film Canister ISO 200.

Das Prinzip des Ladegeräts ist bestechend einfach. Idealerweise arbeitet man bei gedämpftem Umgebungslicht. Auf der einen Seite wird ein 135er-Film eingelegt, bei dem die Lasche zuvor entfernt wurde. In die gegenüberliegende Kammer kommt die leere Kassette, in die der Film eingefädelt wird. Anschliessend wird der Deckel aufgesetzt, um die Box lichtdicht zu verschliessen. Mit rund 15 Umdrehungen der Kurbel gegen den Uhrzeigersinn wird die nötige Länge des Films in die Kassette gespult. Danach kann der Deckel geöffnet und der Film mit einer Schere getrennt werden.

Da sich der gesamte Vorgang bei Tageslicht durchführen lässt, ist das für mich eine grosse Erleichterung gegenüber dem umständlichen Arbeiten im Wechselsack oder in völliger Dunkelheit.

Alle gedruckten Teile des Filmumspulers
Das Innere des Filmloaders in Zusammengebautem Zustand.

Druck und Materialien

Der Filmumspuler wurde auf einem Bambu Lab A1 mit PETG HF-Material gedruckt. Für die schwarze Kassette mit allen mechanischen Elementen rund um die Kurbel wählte ich drei Wandlinien und eine Füllung von 30 %, um eine möglichst lichtdichte Konstruktion zu erreichen. Zur optischen Abgrenzung wurden der Bodenrahmen sowie die drei Schrauben aus grauem PETG HF gefertigt.

Der Druck kommt grundsätzlich ohne Stützstrukturen aus. Lediglich für die Bohrungen zur Montage des optionalen Bodenrahmens habe ich gezielt Stützen aktiviert. Insgesamt verlief der Druck sehr präzise. Lediglich die Achse, auf der die Zahnkränze sitzen, musste ich nachträglich leicht schleifen, damit sie sich widerstandslos drehen lässt.

Meine finale Druckdatei ist auf Makerworld veröffentlicht und kann dort kostenlos heruntergeladen werden.

Die Druckdateien auf Makerworld (Screenshot)