Panorama-Kamera aus dem 3D-Drucker: Die terraPin Kaiju 6×18
Die Vorgeschichte zum Projekt
Zum zweiten Mal widme ich mich in meinem Blog einer selbstgedruckten Pinhole-Kamera. Mein Beitrag Die terraPin OSKAR Lochkamera – ein erster Erfahrungsbericht zeigt bereits meine Begeisterung für die Modelle, die Todd Schlemmer auf Thingiverse veröffentlicht hat.
Mein erster praktischer Versuch galt der terraPin 6×6, einer Kamera für 120er-Film mit einem Wechselsystem für unterschiedliche Brennweiten. Die damit erzielten Bildergebnisse waren vielversprechend. Danach entdeckte ich die terraPin OSKAR, von der ich zwei Modelle druckte: eines für das klassische 6×6-Format und eines für 6×9. Beide Kameras funktionierten absolut zuverlässig und lieferten exzellente Bilder.
Eine Panorama-Lochkamera
Vor einer Woche stiess ich nun auf die terraPin Kaiju 6×18, die das Panoramaformat auf ein neues Level hebt – und genau um diese Kamera geht es in diesem Beitrag. Das Panoramaformat fasziniert mich – sei es mit der Horizont auf 135er-Film oder der Panon A III auf 120er-Film. Doch funktioniert das extreme 6×18-Format mit einer simplen Lochkamera?
Nach eingehender Analyse der terraPin Kaiju 6×18 entschied ich mich, das Projekt anzugehen. Die gebogene Filmebene könnte für eine gleichmässige Belichtung sorgen – ein vielversprechender Ansatz. Also machte ich mich optimistisch an die Umsetzung.
Druck und Montage der Einzelteile
Gedruckt wurde mit einem BambuLab A1. Die heruntergeladenen Dateien verteilte ich auf vier Druckplatten und verwendete schwarzes PETG HF-Filament, was die Kamera resistenter gegen hohe Umgebungstemperaturen macht. Für die Transportknöpfe griff ich zur gleichen Filamentsorte in Grau. Der gesamte Druckvorgang dauerte knapp acht Stunden.
Die Montage der Einzelteile verlief erstaunlich einfach. Benötigt wurden zusätzlich lediglich:
- 4 Senkkopfschrauben (M3, 10 mm)
- 2 Zylinderschrauben (M3, 14 mm)
- 4 Sechskantmuttern (M3)
- etwas rote Transparentfolie
- eine selbst gestochene Lochblende
Auf der Modellseite auf Thingiverse gibt es weitere Informationen zur Montage. Für das Sichtfenster, durch das später die Aufnahmenummern zu sehen sind, schnitt ich eine rote Folie zurecht und fixierte sie mit einem Hauch Sekundenkleber.
Die passende Lochblende
Für die terraPin Kaiju 6×18 wird eine Lochblende mit einem Durchmesser von 0.4 mm benötigt. Diese lässt sich einfach aus Dosenblech herstellen. Ich steche solche Blendenöffnungen mit einer Stecknadel und orientiere mich dabei an der Anleitung von Justin Quinnell. Diese Methode hat sich für mich bewährt.
Meist fertige ich gleich mehrere Blenden an, die ich zunächst mit einer einfachen Messlupe grob überprüfe. Alle Blenden, die masshaltig erscheinen, scanne ich anschliessend mit höchster Auflösung auf einem Flachbettscanner ein. Durch extreme Vergrösserung kann ich so leicht erkennen, ob die Öffnungen exakt kreisrund sind und ob durch das Stechen noch Grate vorhanden sind. Falls nötig, glätte ich diese mit feinem Schleifpapier und scanne sie dann nochmals
Auf diese Weise entstehen meist vier bis fünf Varianten, von denen mindestens zwei perfekt sind. Die übrigen Blenden beschrifte ich mit ihrem exakten Innendurchmesser, um sie später wiederverwenden zu können.
Der erste Film wird eingelegt
Für die terraPin Kaiju 6×18 verwende ich 120er-Rollfilm. Mein Favorit ist der ILFORD PanF+. Mit seiner Empfindlichkeit von ISO 50 eignet er sich perfekt für die Pinhole-Fotografie: Die Belichtungszeiten bleiben moderat und sind selbst bei hellem Sonnenschein nicht einschränkend. Zudem habe ich den Eindruck, dass ich mit diesem Film das Maximum aus meinen Aufnahmen herausholen kann.
Das Einlegen des Films ist erstaunlich einfach. Die Aufnahmespule wird in die linke Kammer eingelegt, der Film in die rechte. Wichtig ist dabei, darauf zu achten, dass das Deckpapier über die gesamte Länge der gebogenen Filmebene sauber in der unteren Nut verläuft und sicher in der Aufnahmespule verankert ist. Anschliessend kann der Deckel aufgesetzt und mit den beiden Schrauben fixiert werden.
Mit der terraPin Kaiju lassen sich vier Aufnahmen im Format 6×16 cm auf einem 120er-Rollfilm unterbringen. Für die erste Belichtung wird der Film wie gewohnt bis zur Position 1 gespult. Dabei sollte der Zug nicht zu stark sein, damit der Film nicht aus der Führung gezerrt wird. Falls nötig, kann der Filmtransport mit dem zweiten Knopf leicht unterstützt werden. Die restlichen drei Aufnahmen werden dann auf die Markierungen 3, 5 und 7 transportiert.
Die terraPin Kaiju 6x 18 in der Praxis
Die Lochblende mit 0.4 mm Durchmesser entspricht in der terraPin Kaiju 6x 18 einem Blendenwert von f/215. Zur Bestimmung der optimalen Belichtungszeit verwende ich – wie bei all meinen Lochkameras – die App Pinhole Assist. Diese vielseitige App für iOS (CHF 3.00, Stand 03/2025) bietet vordefinierte Profile für verschiedene Pinhole-Kameras, berücksichtigt den Schwarzschild-Effekt und berechnet präzise die benötigten Belichtungszeiten. Zudem verfügt sie über eine Timer- und eine Log-Funktion.
Mit nur vier möglichen Aufnahmen ist die erste Rolle ILFORD PanF+ schnell belichtet. Bei diesem Testfilm steht die Motivwahl im Hintergrund. Mein Hauptziel ist es, die selbst gestochene Lochblende zu überprüfen und sicherzustellen, dass das Gehäuse lichtdicht ist. Die terraPin Kaiju besteht diesen ersten Test mit Bravour. Auch meine anfänglichen Bedenken bezüglich der Filmführung über die gebogene Filmebene erweisen sich als unbegründet. Vermutlich werde ich beim nächsten Film für etwas mehr Spannung beim Filmtransport sorgen. Wie bei all meinen Pinhole-Kameras ist es wichtig, dass der Film möglichst straff auf der Aufnahmespule sitzt. Locker gewickelte Filmrollen bergen die Gefahr, dass beim Filmwechsel Licht auf den Negativstreifen trifft, und die Aufnahmen innerhalb von Sekundenbruchteilen zerstört.
Die ersten vier Bilder sind technisch gelungen, gestalterisch sehe ich jedoch noch Potenzial. Mit etwas mehr Erfahrung wird es leichter fallen, den Aufnahmebereich besser einzuschätzen. Auf dem Kameradeckel markieren zwei Linien den erfassten Bildwinkel, eine hilfreiche Orientierungshilfe. Dennoch habe ich den Abstand zum Motiv tendenziell etwas zu gross gewählt.
Die vier ersten Aufnahmen sind in der kleinen Galerie am Ende des Beitrags zu sehen.
Anpassungen und Optimierungen
Die Panoramakamera terraPin Kaiju 6×18 lässt sich leicht drucken und montieren. Dennoch habe ich einige Anpassungen vorgenommen. Die beiden Filmwinder habe ich durch Versionen der terraPin OSKAR ersetzt und mit einer selbst gedruckten Unterlagsscheibe für die korrekte Montage optimiert.
Beim ersten Einsatz fiel mir auf, dass sich sowohl der Verschluss als auch der Schieber des Rotfensters zu leicht bewegten. Daher habe ich den Schieber neu etwas dicker konstruiert. Zudem habe ich auf die Unterseite des Verschlusses einen feinen Wulst geklebt, der leicht am Kameragehäuse schleift und dadurch die Reibung erhöht. Alternativ könnte man diese Probleme mit Klebeband lösen – in der Praxis erwies sich das jedoch als umständlich, insbesondere während des ersten Filmtests.
Eine letzte Optimierung betrifft die einfache Ausrichtung der Kamera. Gerade bei den Beispielbildern mit den Gebäuden ist zu erkennen, dass eine exakte horizontale Ausrichtung in der Bildgestaltung oft von Vorteil ist. Aus diesem Grund habe ich auf den Kameradeckel eine kleine Libelle geklebt. So fällt das Nivellieren leichter.










